Ich hatte völlig vergessen, das hier zu bloggen: Andrew Whelan, Betreiber dieses Blogs, hat an der Universität Dublin eine Dissertation über die Interaktion im Breakcore-Raum des Filesharing-Netzwerks Soulseek geschrieben. Der Ansatz läuft unter “ethnographischer Milieuforschung” und als eher empirische geschulter Mensch habe ich doch so meine Zweifel am Sinn dieser Arbeit. Da könnte man ja auch Arbeiten über Kneipengespräche schreiben. Kann man ja auch gerne, nur was soll da der Erkenntnisgewinn sein? Ähnlich sinnentleert geht es dann auch in Teilen der Arbeit zu, wo aus Chat-Gesprächen auf teils untergalaktischem Niveau Standpunkte (etwa Fragen zur Ästhetik von Samples) eruiert werden. Möglicherweise bin ich aber auch nur angepisst, da ich selbst solche Unterhaltungen miterleben durfte und sie in nicht gerade guter Erinnerung habe.
Als problematisch sehe ich an diesem Ansatz ist, dass den Unterhaltungen nachträglich Sinn verliehen wird – fast möchte ich sagen: Sinn hineininterpretiert wird, wo ursprünglich keiner ist. Wenn ich etwas über Ästhetik wissen will, dann erscheinen mir im Zweifelsfall Gedanken von Adorno doch relevanter als die eines betrunker Vollhorstes in einem Chatraum.
Neben den Chatgesprächen wurden in der Arbeit auch Texte über Breakcore verarbeitet, etwa von DJ/RUPTURE oder LFO DEMON (ehe man sich versieht ist man selbst das Objekt wissenschaftlicher Forschung).
Trotz dieser Skepsis gegenüber der verwendeten Methodik ist die Arbeit ein erfrischend anderer Zugang auf den Topos. Im Vergleich zu der Wüste, die im deutschsprachigen Raum zu Cultural Studies herrscht, werden hier Phänomene auf der Höhe der Zeit verhandelt.
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Coprolalia and Shibboleths als pdf
Eine Auflistung aller Kapitel einzeln