Seit letzter Woche online sind die Texte für die Leipziger Veranstaltungsreihe Kulturdisplace, die mit Texten, Aktionen im Stadtraum und Vorträgen den Zusammenhang von Kunst, Politik und öffentlichem Raum in Leipzig thematisiert. Gerade die Beschäftigung mit dem öffentlichen Raum wurde in den letzten Jahren im linken Diskurs eher marginal behandelt. Hier also der durchaus notwendige Versuch zur Reanimation – wo das Feld ansonsten von eher obskuren Gruppen wie von den Berliner Heuschreckenjägern “Media Spree versenken” besetzt ist.
Dabei spiegeln die Texte des Leipziger Projekts eine große Bandbreite an unterschiedlichen Intentionen wider. Weniger eine feste Positionierung als eine Auslotung des Feldes wird hier beabsichtigt – was bei dem stiefmütterlichen Dasein des Themas auch völlig angebracht ist. So ist das Projekt als Versuch zu sehen verschiedene Ansätze zu sammeln, zwischen denen teilweise Konfliktpotential exisitiert. Ob daraus eine notwendige und vor allem fruchtbare Debatte entstehen wird, bleibt zu hoffen. Ich sprach dort letzten Donnerstag als Referent über Gentrifizierung; die Ausarbeitung des Vortrags wird in den nächsten Wochen hier zu finden sein.
Außerdem sind von mir zwei Texte im Reader enthalten: Street Art zwischen Rekuperation und subversivem Potential basiert auf der Debatte hier im Blog rund um Street Art und darf als der inoffizielle Nachfolger des Splasher-Textes gelesen werden. Weiterhin habe ich zusammen mit Christoph Fringeli von Praxis Records und Datacide Magazine einen historischen Abriß über die Rave-Szene in Großbritannien geschrieben. Illegale Raves und die temporäre Besetzung von Räumen beschreibt die Entstehung der illegalen Free-Party-Szene seit den 1970er Jahren und beleuchtet kurz ihre Strategien zur Raumaneignung. Soviel zur Eigenwerbung – aber auch die anderen Texte sind lesenswert. Das Projekt ist auf jeden Fall unterstützenswert. Wer in Leipzig wohnt, sollte die nächsten Vorträge am 12., 13. und 20. Dezember nicht verpassen.