Unterdrückt Werbung Frauen, sind Dates reaktionär und wie verändert sich romantische Liebe im fortschreitenden Kapitalismus? Diese Fragen untersucht die israelische Soziologin Eva Illouz und beantwortet sie mit dem Befund der “sozialen Paradoxe”. Dieses betrifft etwa Menschen mit hohem kulturellen Kapital: Einerseits wähnen sich die Leute über dem Klischee, weil sie so originell und kreativ sind, und zugleich wiederholen sie die Muster der Konsumkultur.
Und auch der Befund gegenüber der Veränderung von Rollenbildern ist komplex jenseits einer Schwarz-Weiß-Malerei. Die Durchdringung der Wirklichkeit durch kapitalistische Wirtschaft wird von ihr nicht als abzulehnender Prozess im Sinne eines Kulturpessimismus verstanden; stattdessen werden durchaus auch emanzipatorisch Seiten in der Warenförmigkeit gesehen:
Dieses Kapitel handelt von der Repräsentation der Liebe in Frauenzeitschriften. (…) Es richtet sich gegen die Richtung, die ein Großteil der feministischen Analysen eingeschlagen hat, wo meiner Ansicht nach behauptet wird, dass die Darstellung von Liebe in Frauenzeitschriften allein dazu beiträgt, dass die Frauen in ihrer untergeordneten Stellung bleiben. Ich denke hingegen, dass es komplizierter ist: Durch diese Darstellungen der Liebe werden nämlich auch kapitalistische Werte wie die, sein Leben unter Kontrolle zu bringen, zu wissen, was man will, seine Bedürfnisse zu artikulieren transportiert.
Das Interview mit Eva Illouz ist in Texte zur Kunst Nr.52/2003 erschienen.