Weiterführende Gedanken zum Thema Krocha, das vor kurzen bei wider die totalverblödung angeschnitten wurde, gibt es in der Malmoe.
In “TechnoTanzKlasse. Vom Klassenzimmer in die Klassengesellschaft: Krochn, Tecktonik und Politik” schreibt Beat Weber einiges zu der neuen, österreichischen Technokultur. Referenz für den Text dabei die akademischen Diskurse um Class, Race, Gender sowie Überwachung, mithilfe derer Krocha und französische Technosubkulturen eingeordnet werden. Insbesondere den Hinweis darauf, dass es sich um eine Tanzkultur handelt, halte ich für wichtig; eben nicht Musikszene mit Starkult, sondern die Feierei in der Disco stehen im Mittelpunkt. Gerade die “weichere” Seite der Musikszene wird im Unterschied zu Vorläuferstilen wie Gabber und Hardtekk als Option zur verstärkten Partizipation von Frauen und Migranten ausgemacht: unter anderem auch durch das Durchsickern und die Übernahme metrosexueller Codes. Auch die nicht-paternalistische Bezugnahme ist recht nüchtern, ohne dass man hier gleich die Subalterne ausgemacht haben will (obwohl dieser Wunsch unterschwellig an einigen Stellen durch den Text durchscheint).
Mein Erkenntnisgewinn: gesellschaftlich relevante Veränderungen findet nicht in linken Kellern statt, sondern in real existierenden Orten der Tristesse wie Großraumdiscos da draußen. Es lohnt, sich die Bruchstellen und Verschiebungen anzuschauen, die mit den Methoden der Cultural Studies erfasst werden können. Einen Ausweg aus der Kulturindustrie wird man so nicht finden, wohl aber einiges über gesellschaftliche Entwicklungen verstehen können.
PS: Man möge mich davon in Kenntnis setzen, sobald es in Berlin die erste Krocha-Party geben sollte.