Die Woche fing schon gut an: am Montag gleich einen Rubiks Würfel als Werbegeschenk eingeheimst sowie einen 1-GB-USB-Stick (der Rest der Konferenz-Freebies landete im Hotel in den Mülleimer und die Sponsoren-Software auf dem Datenträgers direkt nach Einschieben im Datennirvana) und gestern ging es gleich weiter mit einem IBM-Heckiseck auf Tag 2 der re:publica ´09.
Die Keynote-Präse zu meinem Vortrag “Street Art – Die Straße als Blog” wurde durch ein Macbook aus dem Publikum ermöglicht (Danke nochmals!), da beide Adapter, die ich dabei hatte, am Beamer nicht passten. In Rekordzeit dann das Publikum über die Parallelen und Unterschiede zwischen Street Art und Blogs aufgeklärt, und nach ca. 4 Fragen war die eine Stunde dann leider viel zu schnell vorbei, wo es gerade hätte interessant werden können. Ich hatte keine Hashtags zu diesem Vortrag auf Twitter gefunden, aber vielleicht hat ja der oder die Eine sich doch Anregungen mitnehmen können.
Um 18 Uhr folgte dann der Vortrag von Lawrence Lessig. Es war Heimspiel für ihn vor vollem Saal mit frenetischen Jüngern, aber mich hat das Ganze an einigen Stellen nicht so Recht überzeugt. Bei näherem Nachdenken sind seine Argumente eher dünn. Früher sei Kultur “read only”, Schallplatten könne man nur abspielen, das sei passives Konsumieren und ganz schlecht. Genauso gut könnte man Studien über Sexismus daran festmachen, wer beim Sexualakt unten und wer oben liegt.
Zwei Argumente gegen die Aktivität-Passivitäts-Einschreibung: DJs schaffen es auch mit analogen Medien, also Schallplatten, etwas Neues zu kreieren. Zum anderen forderte schon Roland Barthes eine Pluralität des Lesens ein: das Rauschen der Sprache entstehen zu lassen in der Vielzahl der Lesenden; lesen als kreativer Akt (in Gedanken notieren: ob Jura-Prof´s sich unbedingt als Kulturwissenschaftler betätigen sollten, wäre auch noch so eine Frage).
Und noch etwas : das Album von Danger Mouse gibt es doch bereits. Kulturelle Tätigkeiten des Remixens finden trotz der bestehenden Gesetzeslage statt. Für wen stellt der Status Quo also ein Problem dar? Genau: für das Gesetz. Und darum geht es Lessig: die Verteidigung des Gesetzes und die Reformierung von Verwertungsrechten. Ich weiß ja auch nicht, aber überzeugend fand ich diese Stoßrichtung nicht. Sehr gut fand ich dagegen sein Argument, dass das Meiste an produzierter Kultur Mist sei. Denn genau dasselbe Argument verwendete ich am Nachmittag in meinem Vortrag in Bezug auf Street Art. Dieses Sich-Abarbeiten am Material wichtig, um einen individuellen Lernprozess zu ermöglichen – auch wenn jede Menge Ausschuß produziert wird.
Genug gedacht für den Abend – die Monochrom Show zerstörte mit der brachialen Durchschlagkraft der dicken Berta jegliche Form von (gemeinten oder nicht-vorhadenen) Sinn. Keine metaphyisischen Mucken sowie keine Gefangenen, hier wurde handgezapftes Bio-Sperma in Pommes-Einweg-Geschirr ans Publikum verfüttert und eine haarsträubende Geschichte erzählt, da wo sich der Cursor sträubt fortzufahren vor so viel Ösi-Wahnsinn. Johannes Mono in manischer Höchstform in Karohemd ganz ohne Styler-Faktor, dafür mit sämtlichen Dialekten des deutschen Sprachraums im Gepäck. Eine Xanadu-Karaoke-Attacke beendete diese Form kollektiver Massenpsychose und der Alpen-Diktator packte seine Flagge wieder ein um der Twitter-Lesung Platz zu machen. Das interessierte mich aber weniger, also Halloumi und Feierabend.
PS: Ich finde gerade erst alles, was ich alles verpasst habe. Mädchenblog war auch da auf einem Panel über feministische Netzkultur.