Eine kurze Replik auf die Rezension des Sammelbands “Zur aktuellen Situation des Immergleichen” im Conne Island Newsflyer.
Wenn alles Immergleich ist und bleibt, kann ich mir auch die Kartographierung des aktuellen Standes sparen. Dann hätte an Stelle des Buches der Befund “G-W-G´” genügt. Statt eine weitere Ware auf den ohnehin übersättigten Buchmarkt zu werfen, hätte man sich auch sinnvolleren Beschäftigungen widmen können. Stattdessen wird die Leiche von Adorno zur zombiehaften Handpuppe, durch die seine Imitatorinnen und Imitatoren sprechen. Kulturprodukte 2009 mit den Methoden von 1938 zu analysieren – ich habe so meine Zweifel, ob sich so vernünftige Aussagen über das Hier und Jetzt treffen lassen. Zumal die Methode reichlich einfallslos ist: es werden die aktuellen Fernsehserien ausgetauscht oder die Genres gewechselt. Was dabei herauskommt, steht von Anfang an fest. So könnte dasselbe Buch genauso in 10 Jahren erscheinen – man müsste nur die jeweiligen Serientitel austauschen. Kulturindustrie bleibt nach wie vor dort, wo mit erheblichem Kapitalaufwand Unterhaltung produziert wird, also Fernsehen und Film. Vielleicht wäre es angebrachter, die gesamtgesellschaftliche Relevanz von Fernsehserien zu erörtern, wo es dank Finanzknappheit Pro7 schafft mit 5 Gesichtern und einem Haufen Wiederholungen einen Fernsehkanal zu betreiben. Schließlich steckt das Leitmedium von einst in einer handfesten Krise. Bei Phänomenen wie YouTube lassen sich etwa Unterhaltung, Information und Werbung kaum noch trennen. Vor allem: wer profitiert davon ökonomisch und ideologisch? Und was heisst es, wenn Inhalte kollaborativ erzeugt werden? Die relevanten Akteure von heute heissen Google (die Schlacht um Eigentumsrechte und die Rolle des deutschen Feuilletons könnte man sich näher anschauen) und Apple (Technik und Gadgets als Fetisch).