Ich bin seit 10 Jahren, ziemlich genau sogar, nicht hier gewesen. Man durchschreitet die Tore, es ist eher ein langer Gang, um in die Halle des Spektakels zu gelangen. Man durchschreitet gleichsam die Pforten zu einer anderen Dimension, in der das Zeitkontinuum, wie wir es kennen, außer Kraft gesetzt wurde. Ein Konzert hier kann die epischen Ausmaße einer Clubnacht annehmen. Die erste Band beginnt um 11 und der letzte Ton verhallt kurz vor 3 Uhr. Und das bei 3 Bands. Die Umbaupausen hätten ein bißchen straffer organisiert sein können, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Ein paar hundert Meter weiter zahlt man für Acts vom gleichen Label mal gerne bis zu 26 Eur, hier sind es 5-7 Eur. Value for money und die Frage, wie Bands aus den USA so ihre Touren überhaupt finanzieren können. Im anderen Laden stellt sich die Frage nicht und dort würde auch niemand auf die Idee kommen mit dem Türsteher über die Verhältnismässigkeit der Preise zu diskutieren.
Die lokale Vorband aus RostockBad Luck Rides on Wheels bläst mit ihrem Stoner-angehauchten Doom dem Publikum die Ohren frei. Eine Crust-Metallerin, die sich scheinbar Ketamin eingepfiffen hat, torkelt durch die ersten Reihen. Der Langhaarzottel vor mir, der wie ein Ruhrpott-Metaller aus den 80ern auf Zeitreise wirkt, lässt seine Netto-Einkaufstüte unbeaufsichtigt und schüttelt seine blonde Mähne in alle Richtungen. Wer trägt denn heute noch einen “Forbidden”-Backpatch? Die zweite BandAldebaran weiß mich nicht zu begeistern. Ich versuche doch noch gute Momente in dem Set zu entdecken, entscheide mich aber final dafür, diese Darbietung als “eher ganz schön furchtbar” zu empfinden. Langwierig und zäh; Musik, die nur aus effekthaschenden Schlägen auf die beiden Crashbecken zu bestehen scheint, die alle Minute mal ausgeführt werden. Der Drummer singt. Mir zu monoton. Das Publikum weicht und kommt zum HauptactNoothgrush wieder, es ist voll und ein ganz Mutiger probiert sich im Stage Diving. Ein fulminantes Set, voll auf die Glocke und ganz nach Gusto des Publikums. Die Band ist sichtlich angetan und das Publikum johlt und erträgt tapfer und ohne Murren ein Saitenwechseln des Gitarristen (der wie Kerry King ohne Body-Building aussieht) vor dem letzten Lied.
Zum Schluß noch das Best practice-Beispiel für einen Act dieses Labels Southern Lord zur Beendigung der Show: “That´s it. We don´t have any more songs. Can I get high now?”