Eine neue Minimaldefinition: “Kunst ist dann, wenn ein Wachmann / eine Wachfrau daneben steht.” Der Einführungstext zur Allen Ginsberg Ausstellung trötet, als ob hier ein megalomanisch-wagnerianisches Gesamtkunstwerk zu bestaunen könne. Nur weil 2 Fernseher gleichzeitig laufen, ist noch lange nicht Synästhesie angesagt.

Man bekommt die gewohnte Dosis der Beschallung: vor allem Videos, aber auch Fotos (William S. Burroughs in Paris mit der riesigen Schrift “Danger” am Bauzaun ist großartig) und alles was zum Beat-Gedenkkult gehört, wie die Kuckucksuhr zu … Irgendetwas stört an der Präsentation hier, es zwickt und beißt. Einst Gegenkultur, die nicht nur vom Heroin Spritzen schrieb, heute im aseptischen Raum ausgestellt. Wie aufgespießte Schmetterlinge hinter Glas werden hier die einstigen Lebensregungen zur Schau gestellt. Die Ausgestellten wollten ja so behandelt werden, schon zu Lebzeiten wurde hier die Memoria-Maschinerie vorsorglich gefüttert. Etwa mit dem autobiographischen Videointerview von Allen Ginsberg 1990, in dem nochmal die historischen Heldentaten minutiös durchgegangen werden. In Beat waren späterere Verhärtungen und Irrwege zwar angelegt, aber doch noch sehr fern. Man mäanderte frei zwischen den Sphären Politik, Buddhismus, Poesie, Musik, Sex. Dieser historische Moment implodierte rasch, heute gibt es nur noch das Resteklauben von Revolute und Rebellion. Conclusion: none.

ZKM Karlsruhe 15.6. – 1.9.2013 im ZKM Karlsruhe
http://on1.zkm.de/zkm/stories/storyReader$8324