Eine neue Welle der “alles wird neu” Umstrukturierung erfasst gerade die Aushängeschilder der BBC, Radio 1 und Radio 1xtra. Letztes Mal wurde der von mir sehr geschätzte Gilles Peterson gegangen, der direkt Asyl auf BBC 6 music fand.

Natürlich geht es um die Quote. Und wie immer kündigt man in Presseerklärungen “große Neuigkeiten” an, um dann weiter hinten die bitteren Pillen zu verstecken. Damit ist eine der wenigen Shows für Drum´n Bass draußen. Die Show von Bailey wurde in der letzten Runde abgesetzt, stattdessen kam DJ Friction ins Programm. Eine Petition gibt es bereits dagegen, aber wie erfolgreich diese sein wird, sei dahin gestellt.
Auch andere Stile werde abserviert: Desi Beats mit Nihal, Punkrock mit Mike Davis oder Dancehall mit Robbo Ranx. Zu befürchten ist, dass hier künftig noch weiter auf Einheitsbrei gesetzt wird. Es findet bereits schon eine Unterscheidung zwischen Tag- und Nachtprogramm statt. Nachts – das war bisher die Zeit für die Spartenprogramme während tagsüber ziemliches Einheitsgedudel lief. Ob jetzt mit neuen, tollen Sparten die freien Programm-Slots besetzt werden, das wird die Zukunft zeigen. Ich gebe gerne zu, dass die Crissy Criss Show mir fiele schöne Stunden auf Arbeit beschert hat. Dieser völlig überdrehte Plasiksound, teils mit seine “Power Hour” und 60 Titeln in 60 Minuten – grandios gut war das. Dasselbe galt für Nihal, wo teils doch sehr abgefahrene Hybridkreuzungen gespielt wurden und die verrückten Inder wirklich alles an bestehenden Musikstilen in ihr Desi (= Dorf) eingemeindet hatten. Ich sage zum Abschied jedenfalls leise “Rave on” und denke mit einem Anflug von Wehmut an die vielen schönen Sendungen der letzten Jahre zurück.

Wenigstens der ebenfalls abgesägte Rob da Bank hat es zu BBC 6 Music geschafft, dem Sender, der sowas wie die Rettungsinsel des guten Geschmacks ist.

Was mich generell an der Sache ärgert, ist die Tatsache, dass die musikalisch interessanten Sendungen abgesägt werden und zurück einzig Massengeschmack bleibt. Selbt der weichgespülte Fat Wreck – Punk eines Mike Davis war eine wohltuende Abwechslung. Und ob das wirklich den Hörgewohnheiten entspricht, sei dahingestellt. Heavy Metal in seinen unterschiedlichen Spielarten ist nach wie vor riesig und füllt Fußballstadien. Metal-Sendungen im Radio? Null, auch oder gerade in England. Wie in der offiziellen Geschichtsschreibung finden bestimmte Strömungen einfach nicht statt und werden herausradiert aus dem Bild.

Hier jedenfalls der Link zur Presseerklärung der BBC